Aufbau von 32 Kinderheimen in ganz Budapest
Nach Anfangsschwierigkeiten gelang es ihm ab Herbst 1944 mit Hilfe von Gleichgesinnten unter Einsatz ihres Lebens, passende „Objekte“, in denen die Kinder sicher untergebracht werden konnten, zu finden und innerhalb kürzester Zeit 32 Kinderheime in ganz Budapest einzurichten.
In der Zeit der Belagerung und Schlacht um Budapest von Weihnachten 1944 bis Ende Jänner 1945 mussten mehrere Heime, u.A. die Bogár utca unter der Leitung von Éva Stiasny, evakuiert werden, weil sie mitten in der Kampfzone lagen. Éva Stiasny schreibt darüber in ihrem Buch: „At Peace in War“, András Gröbler, einer unserer Interviewpartner, hat darüber als Kind ein Tagebuch verfasst. Auszüge daraus sind im Lutherischen Museum in Budapest zu sehen.
Die Kinder von der Bogár utca konnten im Keller der Sztehlo Unterkunft Schutz finden, wo sie gemeinsam an der Idee zu Gaudiopolis arbeiteten.
Nach Ende des Krieges strömten immer mehr Kinder aller sozialen Schichten zu Gábor Sztehlo, sodass sie mehrmals umziehen mussten, bis sie in einem Villenkomplex in der Budakeszi utca endlich genug Platz fanden. Dort wurde dann auch Gaudiopolis und die PAX Stiftung gegründet, die neue finanzielle UnterstützerInnen für das Kinderheim fand.
Gábor Sztehlo selbst war mit Ilona Sztehlo verheiratet, die auch bis Kriegsende eine begeisterte Helferin & Betreuerin war. Auch ihre beiden eigenen Kinder: Gábor und Ildiko lebten mit ihnen in einem der Kinderheime.
1950 ordnete der kommunistische Diktator Mátyás Rákosi an, dass Gaudiopolis und die PAX Stiftung verstaatlicht wird, da es in seinen reformpädagogischen Ansätzen nicht ins System passte. Gábor Sztehlo versuchte weitere Heime, diesmal für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und alte Menschen zu errichten. Weiters organisierte er Hilfsgüter für die „Ausgesiedelten“, die er auch gerne persönlich auf dem Motorrad vorbeibrachte. Als seine Frau erkannte, dass es für ihre Kinder in Ungarn – aus politischen Gründen – keine Chance auf eine universitäre Ausbildung gibt, flüchteten sie 1956 nach der Niederschlagung der Ungarischen Revolution in die Schweiz. Gábor Sztehlo blieb bei seinen Projekten in Ungarn. Erst 1961 bekam er die Genehmigung, seine Frau und die Kinder in der Schweiz zu besuchen. Aufgrund der Wiedersehensfreude erlitt er einen Herzinfarkt. Die Ärzte rieten ihm nicht nach Ungarn zurückzukehren, um weitere gesundheitliche Folgen auszuschließen. Er bekam eine kleine Gemeinde in der Schweiz zur Seelsorge zugeteilt und unterhielt regen Briefwechsel mit seinen ehemaligen Schützlingen. Gábor Sztehlo pflegte diese Briefe auf einer Parkbank zu lesen. Er starb 1974 beim Lesen eines dieser Briefe an einem erneuten Herzinfarkt.
1972 wurde Gábor Sztehlo als einer der ersten Ungarn in die Liste der „Gerechten“ von Yad Vashem aufgenommen, ihm zu Ehren wurde ein Baum gepflanzt. Er wurde von der Schweizer Regierung für den Nobelpreis vorgeschlagen.