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Sein Leben

Gábor Sztehlo wurde 1909 in Budapest geboren. Er studierte Theologie in Sopron. Ein Stipendium in Finnland prägte ihn. Von 1932 bis 1937 war er Pfarrer in unterschiedlichen Landgemeinden. 1937 errichtete er dort die erste ungarische Jugend-Volkshochschule und setzte sich in Ausbildungsprojekten für die prekäre Situation der jugendlichen Landbevölkerung ein.

Im März 1944, als Ungarn von den Deutschen besetzt wurde, wurde er von Bischof S. Raffay nach Budapest gerufen, um dort mit dem „Gute Hirte-Komitee“ (Good Shepherds) zusammenzuarbeiten,  „Kinderheime“ zu gründen, um vor allem jüdische Kinder zu retten, die er mit Hilfe von gefälschten Taufscheinen versteckte. Seine Arbeit stand unter dem Schutz des internationalen Roten Kreuzes unter der Leitung von Friedrich Born, mit dem er intensiv zusammenarbeitete und in Assoziation zu Carl Lutz und Raoul Wallenberg.

In seinem Tagebuch: „In the Hands of God“ beschrieb er den großen Schock, als die Deutschen in der „Aktion Margarete“ Ungarn im März 1944 besetzten, und in rasanten „Säuberungswellen“ 565.000 (von 825.000 in Ungarn ansässigen) Juden bis Jänner 1945 ermordet wurden. Er warf sich selbst und seiner Kirche vor, bis dahin völlig unpolitisch gehandelt zu haben, und die Judenverfolgung in ihrer Brutalität nicht kommen sehen zu haben. In Ungarn hatten sich Teile der Gesellschaft sehr lange vor den Deutschen Nationalsozialisten sicher gefühlt.

Als Ungarn von den Deutschen besetzt wurde, rief man ihn nach Budapest, um Kinderheime zu günden und jüdische Kinder zu retten, die er mit Hilfe von gefälschten Taufscheinen versteckte.

Aufbau von 32 Kinderheimen in ganz Budapest

Nach Anfangsschwierigkeiten gelang es ihm ab Herbst 1944 mit Hilfe von Gleichgesinnten unter Einsatz ihres Lebens, passende „Objekte“, in denen die Kinder sicher untergebracht werden konnten, zu finden und innerhalb kürzester Zeit 32 Kinderheime in ganz Budapest einzurichten.

In der Zeit der Belagerung und Schlacht um Budapest von Weihnachten 1944 bis Ende Jänner 1945 mussten mehrere Heime, u.A. die Bogár utca unter der Leitung von Éva Stiasny, evakuiert werden, weil sie mitten in der Kampfzone lagen. Éva Stiasny schreibt darüber in ihrem Buch: „At Peace in War“, András Gröbler, einer unserer Interviewpartner, hat darüber als Kind ein Tagebuch verfasst. Auszüge daraus sind im Lutherischen Museum in Budapest zu sehen.

Die Kinder von der Bogár utca konnten im Keller der Sztehlo Unterkunft Schutz finden, wo sie gemeinsam an der Idee zu Gaudiopolis arbeiteten.

Nach Ende des Krieges strömten immer mehr Kinder aller sozialen Schichten zu Gábor Sztehlo, sodass sie mehrmals umziehen mussten, bis sie in einem Villenkomplex in der Budakeszi utca endlich genug Platz fanden. Dort wurde dann auch Gaudiopolis und die PAX Stiftung gegründet, die neue finanzielle UnterstützerInnen für das Kinderheim fand.

Gábor Sztehlo selbst war mit Ilona Sztehlo verheiratet, die auch bis Kriegsende eine begeisterte Helferin & Betreuerin war. Auch ihre beiden eigenen Kinder: Gábor und Ildiko lebten mit ihnen in einem der Kinderheime.

1950 ordnete der kommunistische Diktator Mátyás Rákosi an, dass Gaudiopolis und die PAX Stiftung verstaatlicht wird, da es in seinen reformpädagogischen Ansätzen nicht ins System passte. Gábor Sztehlo versuchte weitere Heime, diesmal für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und alte Menschen zu errichten. Weiters organisierte er Hilfsgüter für die „Ausgesiedelten“, die er auch gerne persönlich auf dem Motorrad vorbeibrachte. Als seine Frau erkannte, dass es für ihre Kinder in Ungarn – aus politischen Gründen – keine Chance auf eine universitäre Ausbildung gibt, flüchteten sie 1956 nach der Niederschlagung der Ungarischen Revolution in die Schweiz. Gábor Sztehlo blieb bei seinen Projekten in Ungarn. Erst 1961 bekam er die Genehmigung, seine Frau und die Kinder in der Schweiz zu besuchen. Aufgrund der Wiedersehensfreude erlitt er einen Herzinfarkt. Die Ärzte rieten ihm nicht nach Ungarn zurückzukehren, um weitere gesundheitliche Folgen auszuschließen. Er bekam eine kleine Gemeinde in der Schweiz zur Seelsorge zugeteilt und unterhielt regen Briefwechsel mit seinen ehemaligen Schützlingen. Gábor Sztehlo pflegte diese Briefe auf einer Parkbank zu lesen. Er starb 1974 beim Lesen eines dieser Briefe an einem erneuten Herzinfarkt.

1972 wurde Gábor Sztehlo als einer der ersten Ungarn in die Liste der „Gerechten“ von Yad Vashem aufgenommen, ihm zu Ehren wurde ein Baum gepflanzt. Er wurde  von der Schweizer Regierung für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Nach Ende des Krieges strömten immer mehr Kinder aller sozialen Schichten zu Gábor Sztehlo, sodass sie mehrmals umziehen mussten, bis sie in einem Villenkomplex in der Budakeszi utca endlich genug Platz fanden.

Die „Sztehlo-Kinder“

Als “Sztehlo-Kinder” werden die “Geretteten“, die mit und durch Gábor Sztehlo und seinen MitarbeiterInnen den Krieg überlebt haben und die „Gaudiopolis- / PAX-Kinder“, die erst nach dem Krieg ins PAX Kinderheim kamen, bezeichnet.

Die Gründung der „Gábor Sztehlo Foundation“

beginnt mit dem Aufruf der Filmregisseurin Erika Szántó, die über die Medien ZeitzeugInnen für Interviews suchte. So trafen sich die ehemaligen „Sztehlo-Kinder“, aber auch deren HelferInnen und PädagogInnen in den 1980-er Jahren wieder, um ihre Geschichte aufzuarbeiten. Von da an gab es eine Reihe von Aktivitäten, jährliche Gedenkfeiern, die Errichtung einer Gábor Sztehlo Statue im Zentrum von Budapest, eine kontinuierliche Ausstellung im Lutherischen Museum, die Veröffentlichung des Gábor Sztehlo Tagebuchs: „In the Hands of God“, zahlreiche Bücher & Biographien der ZeitzeugInnen, und den Spielfilm: „In Memoriam Gábor Sztehlo“ von Erika Szántó von 1989. Im Herbst 2017 gab es auch die Ausstellung: „Gaudiopolis“ im Rahmen der Off- Biennale Budapest, die von März bis Juni 2018 auch in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig zu sehen sein wird.

https://gfzk.de/aktivitaeten/ausstellungen/vorschau

http://www.sztehloalapitvany.hu

Er bekam eine kleine Gemeinde in der Schweiz zur Seelsorge zugeteilt und unterhielt regen Briefwechsel mit seinen ehemaligen Schützlingen.

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